Literaturhinweis

Wer bestellt bezahlt

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Wie wirkt sich die Finanzierungsart auf die Inhalte von Medien aus?

10. Januar 2018

Kai von Lewinski (Hrg.), Wer bezahlt, bestellt - (Un-)Abhängigkeit der Medieninhalte von der Medienfinanzierung, Schriften zum Medien- und Informationsrecht Band 28, Nomos Verlag, Baden-Baden 2018 , 44,00 €.

Der Band dokumentiert eine Veranstaltung vom November 2016 an der Universität Passau unter gleichem Titel. Ausgangspunkt der Tagung sei gewesen, dass die Medien frei sein müssten, gleichwohl aber Geld brauchen. Das gebe es nie ohne Gegenleistung oder zumindest Bedingungen. Leser bezahlten nur für das, was sie wollen. Die Werbung werde nur in einem passenden Umfeld gebucht. Auch der Bezug zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die Frage nach der Akzeptanz der Beitragsfinanzierung wird gestellt. Auch alternative Formen der Finanzierung führe zu neuen (und alten) Abhängigkeiten. Der Kölner Professor Johannes Münster untersucht zunächst die Medienfinanzierung und die Unabhängigkeit aus ökonomischer Perspektive, was bereits methodische Herausforderungen mit sich bringt. Es geht unter anderem um ökonomische und politische Interessen etwa von Medieneigentümern (Stichwort: Berlusconi), um den Einfluss auf Inhalte durch Nachfrage, den Einfluss von Softnews und schließlich den Einfluss der Werbekunden. Die Werbefinanzierung beispielsweise stärke die politische Unabhängigkeit, die öffentliche Finanzierung könne Softnews zurückdrängen. Öffentliche Finanzierungen seien besonders dem Einfluss von Regierungen ausgesetzt, hier komme es darauf an, aus welchen öffentlichen Mitteln und wie konkret die Finanzierung erfolgte. Studien hätten aber auch gezeigt, dass privatwirtschaftliche Medien ebenfalls Einflüssen der Regierung unterliegen. Auch User-generated content könnten die Berichterstattung verzerren, etwa Hotelbewertungen auf Internetportalen werden genannt.

Der Mannheimer Professor Ralf Müller-Terpitz, zugleich Vorsitzender der KEK untersucht die Stichworte Staatsferne, Marktferne und Publikumsferne als Ziele der Medienfinanzierung aus rechtswissenschaftlicher Sicht. Weder der eine noch der andere Aspekt solle die Themenauswahl, Themeninhalte und Themengestaltung von Medien beeinflussen. Er wendet sich auch neuen Finanzierungsformen zu wie etwa Crowdfunding oder Medienstiftungen. Aus juristischer Sicht bestehe ein Weitergestaltungsspielraum des Gesetzgebers, der aber auch den Bedürfnissen der Medien nach einer angemessenen Finanzierung Rechnung zu tragen habe. Zulässig sei insbesondere eine entsprechende "Digitalisierungsstrategie", wenn die Finanzierungsquellen herkömmlicher Medien als Folge des Internets versiegten. Allerdings sei das mit dem Risiko behaftet, dass sich Unternehmen aus der "dauerhaften Quersubventionierung des professionellen Journalismus" zurückziehen könnten, also bisher als Medienunternehmen verstandene Konzerne sich auf Unterhaltung reduzieren könnten.

Die Kölner Professorin Kerstin Liesem untersuchte journalistisches Ethos als Schutz vor Abhängigkeiten. Der Hamburger Professor Jens Brütting befasste sich mit Familienunternehmen und den unternehmerischen Distanzierungsmöglichkeiten von Marktzwängen. Der BLM-Justitiar Professor Roland Bornemann befasste sich mit der Abgabengestaltung und Werberegulierung als klassische Gewährleistung für die Unabhängigkeit entsprechend dem Stand des Rundfunkstaatsvertrages und der Medienregulierung. Claus Grewenig, seinerzeit noch VPRT-Geschäftsführer befasste sich mit der Frage Medieninhalte führend auf Plattformen - wer zahlt hier eigentlich was an wen und wofür. Der Herausgeber des Werks untersuchte die Frage, ob Spenden für journalistische Zwecke auch gemeinnützig seien. Hans Langeslag, Münster, befasste sich mit Crowdfunding als einer "hippen" Finanzierungsform. Er verdeutlicht, welche Aufmerksamkeit man erringen müsse, um hier Einnahmen zu generieren.

Release 10. Januar 2018, 21:06